Dr. med. Christina Mangold Fachärztin für Kinder- u. Jugendmedzin

Hämangiome:

Blutschwämmchen (Hämangiome)


Blutschwämmchen oder Hämangiome sind gutartige Tumore, die durch eine Wucherung von Blutgefäßen entstehen und dadurch ein rötlich-blasses Aussehen haben.

Sie können sowohl lokalisiert als kleiner Punkt als auch flächig und an jeder Körperstelle vorkommen. Auch die Größe des Blutschwamms kann erheblich variieren.

Etwa 10% aller Kinder sind davon betroffen. Typischerweise sind sie meist bei Geburt noch nicht sichtbar und entstehen in den ersten 2-3 Lebenswochen. Mädchen weisen dreimal mehr Hämangiome auf als Jungen. Frühgeborene und Kinder mit einem niedrigen Geburtsgewicht sind besonders häufig davon betroffen. Blutschwämmchen durchlaufen 3 Phasen: Wachstums-, Stillstands-, und Rückbildungssphase. Die Wachstumssphase dauert etwa bis zum Alter von 6-9 Monaten. Es kommt dann zu einem Wachstumsstillstand und etwa ab dem ersten Geburtstag bilden sie sich wieder zurück. Die Rückbildungsphase ist kann unterschiedlich lang sein und ist meist mit dem 9. Lebensjahr abgeschlossen.

Viele Hämangiome weisen ein rasches Wachstum auf und bedürfen daher einer engmaschigen Kontrolle.

Es gibt keine sicheren Zeichen, mit denen man Dauer und Stärke der Wachstumsphase voraussagen kann. Hämangiome treten vor allem in der Gesichts- und Halspartie (ca. 60%) und am Unterleib auf.


Ursache:

Warum die Blutgefäße unkontrolliert wuchern, ist bisher noch nicht geklärt. Man vermutet eine genetische Fehlregulation von Gefäßwachstumsfaktoren.

Sie sind auf jeden Fall nicht vererbbar oder ansteckend und nie bösartig.


Diagnose:

Die Diagnose ist eine Blickdiagnose. Es empfiehlt sich, per Fotodokumentation den Verlauf des Hämangioms festzuhalten.


Abwarten oder Behandeln?

Manche Blutschwämmchen verschwinden bereits nach einigen Monaten von selbst – andere hingegen erst nach Jahren. Die Rückbildung kann Jahre dauern – manche verschwinden gar nicht. Als Restbefund können überschüssige Haut und narbenartige Veränderungen zurückbleiben, die abhängig sind von der maximalen Größe des Schwämmchens.

Die Diagnose des Blutschwämmchens ist aufgrund ihres spezifischen Erscheinungsbildes recht einfach. Bei größeren, erhabenen Hämangiomen kann zusätzlich ein Ultraschall durchgeführt werden, um die Tiefenausdehnung besser ermitteln zu können.

Oft stellen Blutschwämmchen ein rein kosmetisches Problem dar, große Hämangiome können jedoch entstellend wirken. Deshalb darf man die psychische Belastung der Kinder durch die Blutschwämmchen nicht vergessen, die durch Hänseleien in Kindergarten und Schule als gravierend empfunden werden können.

Schnell wachsende Hämangiome im Gesichts- und Genitalbereich und an Händen und Füßen sollten immer behandelt werden. Außerdem sollte man nicht mit der Behandlung warten bei Beeinträchtigung des Kindes, z.B. wenn das Schwämmchen die Atmung behindert oder das Sehvermögen behindert. Kleine, unkomplizierte Blutschwämmchen am Körperstamm, Armen oder Beinen, die nicht behindern, können abwartend beobachtet werden. Für Hämangiome, die sich bereits in der Stillstands- oder Regressionsphase befinden, ist eine abwartende Haltung immer zu empfehlen.


Therapie:


Für die Therapie von Blutschwämmchen gibt es kein Standardrezept. Jedes Hämangiom muss individuell behandelt werden – abhängig davon, an welcher Stelle es sich am Körper befindet, wie groß und erhaben es ist und wie schnell es wächst.

Es gibt mehrere Therapiemöglichkeiten:


Kryotherapie:

Dabei wird das Hämangiom vereist. Diese Therapie ist indiziert bei kleinen, flachen Blutschwämmchen mit einem Durchmesser bis maximal 1,5cm. Nach der Behandlung kann eine Blase oder Kruste entstehen.


Propranolol:

2008 wurde per Zufall von einer französischen Arbeitsgruppe entdeckt, dass Hämangiome hervorragend auf eine medikamentöse Behandlung mit Betablockern (Propranolol) reagieren und sich innerhalb weniger Monate deutlich zurückbilden. Bisher wurde der Wirkstoff Propranolol sehr erfolgreich eingesetzt. Eine deutliche Besserung tritt meist bereits schon nach wenigen Tagen ein.

Propranolol ist ein sehr altes Medikament, das für Kinder mit Herz-Kreislauferkrankungen zugelassen ist. Da die Anwendung bei Hämangiomen noch nicht Standard ist, werden die Patienten zur Einleitung der Therapie für ein paar Tage zur Beobachtung stationär aufgenommen.

Ganz aktuell sind Ergebnisse veröffentlicht worden, die sehr gute Erfolge in der Behandlung von flächigen Hämangiomen mit Propranololsalbe zeigen konnten.


Laser:

Die Laserbehandlung kam meist bei flachen, großflächigen Hämangiomen zum Einsatz, ist aber inzwischen durch die Behandlung mit Propranolol weitgehend abgelöst worden.


Cortison:

Bei großen, schnell und verdrängend wachsenden Hämangiomen und solchen an kritischen Körperstellen wurde bis vor wenigen Jahren eine medikamentöseTherapie mit Cortison durchgeführt.Die Therapie birgt viele unerwünschte Nebenwirkungen wie Cushing-Syndrom, erhöhte Infektanfälligkeit und Gewichtszunahme und wird heutzutage nicht mehr eingesetzt.



Vorbeugung:

Vorbeugende Maßnahmen sind nicht möglich.



Weitere Informationen finden Sie unter www.hautnet.de